Platons Politeia

Platon in Diskussion mit Aristoteles (Rafaels "Die Schule von Athen" 1511)

Erste Vorläufer der Utopie gab es bereits in der Antike. Schon griechische Denker wie Hippodamos von Milet, Phaleas von Chalkedon, Euhemeros oder Jambulos entwarfen visionäre Gesellschaftsmodelle. Die bedeutendste Schrift aus dieser Zeit ist „Politeia“ von Platon (427 – 347 v. Chr.). Diese gilt als Prototyp der sozialen Utopie schlechthin. Darin versucht er, den idealen Staat zu entwerfen, in welchem alles auf das Leitbild der Gerechtigkeit hin ausgerichtet ist. Dies will er erreichen, indem er den Staat zum Abbild der menschlichen Seele macht, die Funktionen der Gesellschaft mit den Funktionen der Seele in Analogie setzt. Insofern ist Politeia eine konsequente Anwendung der Platonischen Ideenlehre auf die Gesellschaft. Konkret umsetzen will er diesen Gedanken durch Einführung von drei Ständen, welche die entsprechenden drei Seelenteile (Vernunft, Emotionen, Triebe) repräsentieren.

Der Stand der Philosophen (Lehr-Stand) setzt sich aus jenen Menschen zusammen, welche von Natur aus besonders intelligent und philosophisch veranlagt sind (logistikon). Diese übernehmen im Staat die Funktion der Vernunft. Sie leiten und entscheiden, weshalb sie auch Regenten genannt werden. Der Stand der Wächter (Wehr-Stand) besteht aus den emotionalen, muthaften Menschen (thymoeides). Durch Erziehung soll ihr leicht erzürnbarer Charakter in Tapferkeit umgewandelt werden. Sie sind für das Durchsetzen der Staatsinteressen nach außen zuständig. Ein Wächter kann auch seine Ausbildung wieder aufnehmen und später zum Philosophen aufsteigen. Der dritte und niedrigste Stand ist das einfache Volk, Bauern und Handwerker (Nähr-Stand). Sie repräsentieren im Staatskörper die Triebe und das Begehren (epitymetikon) und sollen vor allem arbeiten und gehorchen.

Da für Platon Charakter und Fähigkeiten angeboren sind, erfolgt die Zuteilung der Kinder zu den Ständen schon sehr früh. Herkunft und Geschlecht spielen dabei keine Rolle. Die Idee der Gerechtigkeit sieht Platon dadurch verwirklicht, dass jeder seinen Anlagen entsprechend das seine zur Gemeinschaft beiträgt. Jeder tut das, was er am besten kann. Die Regenten sind vor allem weise, die Wächter tapfer und das Volk besonnen und arbeitsam.

 

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Niederwieser, Christof (2015) Prognostik 01: Zukunftsvisionen, Norderstedt: BoD – Books on Demand, S. 96f

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