Im Rausch des Milleniums wurde der Begriff „Megatrends“ sehr populär. Das englische Wort „Trend“ bezeichnet die Richtung, die Tendenz von Zeitgeistströmungen. Trends sind die Modewellen, welchen die Horden und Herden des Kollektivs gerade hinterherlaufen: die angesagte Kleidung, die coole Musik, die hippen Worte und Redewendungen, die begehrten Produkte, Gimmicks und Gadgets, der gerade moderne Lifestyle und so weiter. In der Regel sind Trends kurzlebig und werden alle paar Monate oder Jahre von neuen Trends abgelöst. Zudem betreffen sie meist nur spezielle Personenkreise oder Regionen. Megatrends hingegen sind sehr große Trends, langfristige Zeitgeist-Entwicklungen, welche sich über ganze Jahrzehnte erstrecken und dabei einen großen Teil der Weltbevölkerung betreffen.
Der amerikanische Zukunftsforscher John Naisbitt prägte den Begriff 1982 mit seinem Bestseller „Megatrends: Ten New Directions Transforming Our Lives“. In diesem Buch stellte er unter anderem den bis heute populären Megatrend der „Globalisierung“ vor.
Megatrends sind den Szenarien sehr ähnlich, wobei sie gerne unter einem markttauglichen Schlagwort verkauft werden: Individualisierung, Urbanisierung, Konnektivität, Silver Agers, Digitalisierung, Industrie 4.0, Neues Lernen, Female Shift, Grüne Energie oder Informationsgesellschaft sind nur einige Beispiele aus den vergangenen Jahrzehnten.
Zur Erstellung der Megatrends werden dieselben Methoden verwendet wie bei der Szenario-Technik. Dabei werden aktuelle soziale oder technologische Trends narrativ vergrößert und in die Zukunft projiziert. Oft steht der journalistische, marketingtaugliche Aspekt im Vordergrund. Denn Megatrends werden in erster Linie von Consultants und Speakers entwickelt, welche sich im Beratungsgeschäft gut verkaufen müssen. So ist man einerseits stets auf der Jagd nach dem nächsten großen Ding und versucht, diesem einen möglichst spannenden und eingängigen Namen zu geben. Andererseits dürfen diese Megatrends nicht zu innovativ, exotisch oder visionär sein. Denn schließlich geht es den Kunden der „Future Consultants“ vor allem um eine unmittelbare Nutzbarkeit für die Geschäftsentwicklung. Im Fokus stehen neue Bedürfnisse der Konsumenten von morgen. So schließen die Megatrends die Brücke zwischen Markt-, Trend- und Zukunftsforschung.
Mainstream-Orientierung und Show-Elemente sind aber auch die große Stärke der Megatrends. Sie helfen, Zukunftsthemen verständlich in der Allgemeinheit zu etablieren und dienen Firmen und Branchen als kollektive Leitbanner für gemeinsame Zielvorstellungen und Zukunftspläne.
Die Zeithorizonte von Markt-, Trend- und Zukunftsforschung
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Niederwieser, Christof (2015) Prognostik 01: Zukunftsvisionen, Norderstedt: BoD – Books on Demand, S. 171f (Grafik Markt-Trend-Zukunftsforschung S. 136)
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